Coming-out in der Schule: So gelingt’s! (Ratgeber 2021)

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Sich in der Schule als schwul, lesbisch, pan oder was auch immer zu outen ist ein großer Schritt - der leider auch nicht immer so einfach ist (glaub uns, wir haben das auch schon hinter uns). Genau deswegen möchten wir dir mit diesem Ratgeber bei deinem Outing in der Schule zur Seite stehen.

Nimm diesen Text nicht als festes Regelwerk, sonder eher als Inspiration - letztendlich ist es allein deine Entscheidung ob, wann und wie du dich in deiner Schule outest.

Inhalt

  1. Was das Coming-out in der Schule so schwer macht
  2. Tipps zum Coming-out in der Schule

  3. Fremdouting in der Schule - das kannst du tun

  4. Hilfe, ich werde gemobbt

 1. Was das Coming-out in der Schule so schwer macht

Als nicht heterosexueller und/oder nicht cisgender (sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren) Mensch durchläuft man viele Coming-outs in verschiedenen Lebenslagen. Für viele von uns war und ist die Schulzeit eine besondere Herausforderung. Für dein eigenes Outing kann es sehr hilfreich sein den “Kontext” zu verstehen in dem du dich befindest und warum wir uns oft so schwer tun uns in der Schule zu outen.

  • Heteronormativität
    In der Schule herrscht oft eine starke Heteronormativität. Das bedeutet, dass von Vorneherein davon ausgegangen wird, dass man heterosexuell ist – nicht nur von anderen Schüler:innen, sondern auch von vielen Lehrer:innen. Ein Umfeld, dass queere Menschen oft einfach übersieht macht es nicht gerade einfacher sich zu outen.

  • “Schwuchtel”, etc. immer noch häufige Schimpfwörter
    “Bist du schwul oder was?”, “Scheiß Lesbe” usw. sind Begriffe, die immer noch häufig als Beleidigungen unter Schüler:innen verwendet werden. In einer Umfrage Ende 2017 (Antidiskriminierungsstelle des Bundes) kam heraus, dass schockierender weise nur 6, 2 Prozent in den letzten 12 Monaten gar keine queerfeindlichen Bemerkungen mitbekommen haben.
Outing in der Schule
Das Outing in der Schule ist leider nicht immer so leicht.
  • Cisnormativität
    Gerade für queere Menschen, deren Coming-out ihre Identität betrifft, ist Cisnormativität ein großes Problem. Genau wie Heteronormativität, bedeutet Cisnormativität, dass von Vorneherein davon ausgegangen wird, dass man cis (sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren) ist – wieder nicht nur von anderen Schüler:innen, sondern meist auch von Seite der Lehrer:innen.

 

2. Tipps zum Coming-out in der Schule

Kommen wir nun zu einem schöneren Thema: Tipps, wie dein Coming-out an der Schule gelingt! 🙂 Die Auflistung hier ist natürlich nur ein Vorschlag - du musst dir immer selbst überlegen welche Punkte wie am besten für dich passen. Solltest du dabei Hilfe brauchen, dann findest du später noch eine Liste mit Anlaufstellen, an die du dich wenden kannst.

  • Queere Gruppen (in der Schule) finden
    Aus eigener Erfahrung können wir dir sagen, dass eine queere Gruppe zum Support super viel Wert ist! An einigen Schulen gibt es bereits eigene queere Initiativen an denen du teilnehmen kannst. Sollte es soetwas nicht geben, oder du dir dafür (noch) zu unsicher bist, dann schau doch mal nach lokalen queeren Jugendgruppen oder Online Angeboten.

  • Andere queere Schüler:innen finden
    Sollte es keine queere Gruppe an deiner Schule geben oder wenn du lieber 1:1 Support willst, dann kannst du auch andere queere Schüler:innen von deiner Schule um Rat bitten. Natürlich gibt es nicht an jeder Schule offen geoutete Menschen - aber ein Versuch ist es auf jeden Fall Wert. Beachte allerdings, dass diese Personen keine offizielle Anlaufstelle sind und dein Anliegen natürlich auch ablehnen können.

  • Einstellungen der anderen Schüler:innen abchecken
    Wenn du große Angst vor den Reaktionen deiner Mitschülerinnen und Mitschüler hast, dann kannst du dich davor auch unauffällig etwas umhören. Wie stehen sie zu queeren Themen? Finden sie es gut, dass Promi XY sich jetzt geoutet hat? Natürlich ist das nur eine Tendenz, eine 100%ige Garantie, wie die Reaktionen letztendlich ausfallen werden gibt es leider nie.

  • Richtlinien der Schule abklären
    Dies ist besonders wichtig für Menschen, die auf Grund ihrer Queerness eventuell ausgeschlossen werden könnten. Wenn du zum Beispiel Trans* bist und auf eine reine Mädchen-, oder Jungenschule gehst oder als Lesbe auf eine gläubige, streng konservative Schule, dann solltest du dir über deine Möglichkeiten Gedanken machen.
Coming out in der Schule Pronomen
Auch eine Änderung der Pronomen kann zum Coming-out gehören.

3. Fremdouting in der Schule - das kannst du tun

Für viele eine Horrorvorstellung: Ungewollt in der Schule geoutet werden! Vor Allem wenn man noch nicht bereit war es allen zu erzählen, kann diese Situation einen großen Leidensdruck mit sich bringen. Wie wird es jetzt weitergehen? Werden es auch meine Eltern mitbekommen? Wie kann ich das alles in den Griff bekommen? Hier geben wir dir ein paar Ratschläge, wie du mit einem Fremdouting in der Schule umgehen kannst.

  • Einfach mal kurz durchatmen
    Klingt banal, ist aber wichtig. Ein Fremdouting kann schnell eine Flucht-, oder Kampreaktion mitsichbringen in der man total überfordert ist. Nimm dir erstmal einen Moment und atme tief durch. Das wird dir helfen die Situation besser einschätzen zu können und nicht zu hastig irgendwelche unüberlegten Entscheidungen zu treffen.

  • Suche dir einen Safe Space
    Wahrscheinlich möchtest du erstmal komplett aus dieser Situation raus. Es ist sehr hilfreich, wenn du einen Safe Space hast oder dir nun suchst, bei dem du einfach du selbst sein kannst und in dem du mit anderen über deine Probleme, Sorgen und Ängste sprechen kannst. Das kann z.B. deine Mama sein, eine queere Jugendgruppe oder auch ein Online Forum.

  • Überlege dein weiteres Vorgehen
    Wenn du dich beruhigt hast und in einem sicheren Umfeld befindest ist es an der Zeit dir zu überlegen wie es weitergeht. Möchtest du offen zu dir stehen und allen Mitschüler:innen sagen “Ja, ich bin schwul/lesbisch/pan/etc. und das ist auch gut so!”? Oder benötigst du professionelle Hilfe von einem:einer Vertrauenslehrer:in oder Beratungsangebot? Oder ist es sogar eine Überlegung die Schule zu wechseln? Wie genau dein Vorgehen aussieht ist natürlich komplett abhängig von deiner individuellen Situationen. Solltest du mit allem überfordert sein und nicht weiter wissen, dann findest du am Ende dieses Ratgebers Anlaufstellen an die du dich wenden kannst.


4. Hilfe, ich werde gemobbt!

Mobbing auf Grund deiner Sexualität, romantischen Orientierung oder Identität ist ein absolutes No-Go und solltest du nicht einfach über dich ergehen lassen. Der LSVD (Lesben- und Schwulenverband in Deutschland) hat eine Broschüre für Schüler:innen veröffentlicht in der es um Mobbing an der Schule aufgrund der
sexuellen Identität geht. Daraus zitierend möchten wir dir diese drei Tipps ans Herz legen:

  • Wirst du selbst von einer oder mehreren Personen gemobbt, könnte es besser sein, wenn du dir innerhalb oder außerhalb der Schule Hilfe holst. Du hast es nicht verdient, gemobbt zu werden, egal was die Leute sagen, die dich mobben

  • Meistens sind die, die dich mobben, in der Überzahl und du kannst es allein nicht schaffen, dich gegen sie zu wehren. Deshalb suche dir einen Erwachsenen in der Schule, dem du vertraust und bitte um Hilfe.

  • Suche Unterstützung bei deinen Freundinnen und Freunden oder anderen aus deiner Klasse. Es muss dir nicht peinlich sein, dass du gemobbt wirst. Mobbing passiert leider sehr häufig, du bist nicht die einzige Person, der es so geht. Eine Klasse, in der gemobbt wird, ist keine Gemeinschaft. Jede und jeder muss Angst davor haben als nächstes dran zu sein. Deshalb müsst ihr zusammen halten und etwas dagegen unternehmen.

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